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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 178

1911 - Erfurt : Keyser
— 178 — zitternd erwartete man den Ausgang des Kampfes. Mehrere Hannoveraner hatten sich in benachbarte Häuser geflüchtet, doch nur wenigen konnten die Bürger durchhelfen. Die meisten wurden ergriffen und gefangen fortgeführt. Schädigung der Ltadt: Die folgenden Jahre glichen dem Jahre 1759. Die Stadt sah in wiederholtem Wechsel Reichstruppen, Franzosen und Preußen, bis endlich der Friede zu Hubertusburg dem Kriege und damit auch den Leiden Erfurts ein Ende machte. Diese haben vor allem in der Aufbringung großer Summen Kriegsgelder bestanden. Man schätzt den Gesamtschaden, den der Krieg der Stadt und ihrem Gebiete gebracht hat, aus 3 Millionen Reichstaler. Erst 30 Jahre nach dem Kriege hörte die Bezahlung der Beitrüge zu den Kriegsschulden auf. Mancher Bürger hat den größten Teil feiner Habe, mancher Handwerker fein Handwerksgerät und mancher Landmann fein Vieh und feine Ländereien verkaufen müssen, um seinen Anteil zu bezahlen. Infolge der vielen Lieferungen an Freund und Feind und der fortwährenden Einquartierungen trat eine Teuerung ein, die von Jahr zu Jahr wuchs. Gegen Ende des Krieges kostete ein Butterweck 7 Groschen, ein Mandel Eier ebensoviel, ein Pfund Schweine- oder Rindfleisch bis 6 Groschen, Schöpsenfleisch 4 Groschen und ein Paar Käse 3 und 4 Groschen. Eine Semmel, welche kaum die Größe einer früheren Pfennigsemmel hatte, kostete 3 Pfennige. Auch alle grünen und dürren Gemüse waren sehr teuer. (Nach Eonst. Beyer.) 62. In Erfurt zur Zeit Dalbergs. 1772—1802. Fürsorge Dalbergs: Die Statthalterschaft des Freiherrn Karl Theodor v. Dalberg1) galt und gilt heute noch bei den Erfurtern als eine besondere Glanzzeit der Stadt. Tatsächlich hat v. Dalberg auch eine große, bessernde Tätigkeit für das Erfurter Gebiet entwickelt. Er bildete z. B. die Kommerziendeputation (Abordnung von Kaufleuten) zur Besserung des darniederliegenden Handels, förderte Ackerbau und Viehzucht und milderte die Fronen, errichtete eine Spinnschnle zur Förderung des Gewerbfleißes, gründete ein Zwangsarbeitshaus für arbeitslose und arbeitsscheue Leute, schuf eine Witwenkasse für Staatsdiener und eine Landnotdurftskasse zur Bestreitung außerordentlicher Ausgaben in Notzeiten und führte gesetzlich die Feuerversicherung ein. Der Erfolg dieser wohlgemeinten Vorschläge und ') Ernannt vom Erzbischof Emmerich Joseph, war er hauptsächlich unter dem Kurfürsten Friedrich Karl Joseph von Etthal (1774—1802, dem die Erfurter nach seinem ersten Aufenthalte in Erfurt (1777) die Ehrensäule auf dem Platze vor den Graden (Friedrich Wilhelmsplatz) errichteten, als Statthalter tätig.

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 161

1911 - Erfurt : Keyser
— 161 — hatten auch die Schweden wegen der zurücke gehenden Kayserlichen macht nicht lange zeit, als wurde beiderseits vom accord1) gehandelt und nach dreitägiger handelunge die stadt aufgegeben. Denen herren Schweden wurde gegeben zur rancion2) der stadt 16000 thlr. baargeld und 16000 thlr. an tuch und schuen, und wurde ein regiment Schwedische völcker in die stadt und auf die burgk geleget. Ehe die Schwed. armada von der stadt wegging, wurden vorher die ar-tollerey welches 100 stück geschüz waren hineingeführet, stunden so lange auf dem Anger bis sie mit guter manier konten nachgeführet werden. Das regiment volck solte zwart dem accord nach auf dem lande liegend bleiben und nicht in die stadt kommen, nachdem aber die Keyserliche armada sich zu nahe ins gehege begeben wolle, zog dasselbe anno 1637 den tag Mariae Lichtmes (2. Febr.) gegen abend als schone temmerunge war hinein und blieb so lange drinne bis der friede gemacht wurde. Falckenstein’sche Chronik. 53. Das Erfurter Friedensfeit. (1650.) Heuer zeigten die grünen Maien, mit Welchen man zu Pfingsten die Kirchen schmückte, zum ersten Male keine roten Blutströpschen mehr. Bisher Hatte man dieses traurige Himmelszeichen, das die Fortsetzung des unheilvollen Krieges verkünden sollte, in jedem Frühling neu an dem jungen Blätterschmuck der Birken erspäht. Der Frieden War Wirklich da! Er War nach dreißig langen Kriegsjahren endlich Wieder in Deutschland eingezogen. Die meisten der Lebenden freilich kannten ihn nicht, und die Wenigen Alten, welche noch lebten und die Schrecknisse des Krieges überdauert hatten, erinnerten sich seiner nur aus ihrer Jugend. Wie überall im deutschen Lande, so rüstete man sich Mitte September 1650 auch in Ersnrt, die Wiederkehr des Friedens festlich zu begehen. Nachdem die letzten Truppen der schwedischen Besatzung — 690 Mann mit 655 Frauen und 916 Kindern — aus mehr als 80 Wagen und mit 300 Pferden die Stadt verlassen hatten, begann auf Anordnung eines Hohen und Ehrbaren Rates ein Mehrtägiges Dankfest. In der Frühe des ersten Festtages donnerten die Wallgeschütze über die Stadt und weckten die Bürger aus ihrem ruhigen Schlafe. Doch nicht angstvoll horchten sie diesmal aus! In das Brüllen der Geschütze mischte sich kräftiger Posannenfchall. Wie Engelsgesang aus Himmelshöhen ertönte vom naben Kirchturm der uralte Lobgesang: „Allein Gott in der Höh' sei Ehr Und Dank für feine Gnade," l) accord Vergleich; 2) rancion — Lösegeld. i

3. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 162

1911 - Erfurt : Keyser
- 162 — und von ganzem Herzen stimmte jeder mit in die Schlußzeilen des Liedes: „Nun ist groß Fried' ohne Unterlaß, All' Fehd' hat nun ein Ende." Beim ersten Geläut der Glocken, das zur Kirche rief, ordneten sich die Schulkinder in langem, kaum unübersehbarem Zuge. Die Mädchen trugen Blumenkränze aus dem losen Haar und hielten Palmenzweige oder Sträuße in den Händen. Die Lehrer führten den Zug; mehrmals hielt er an, und mit zum Himmel emporgehobenen Händen sangen alle das sromme Danklied: „Gott, der den Frieden hat gegeben, Laß den Frieden ob uns schweben! Friede, Freude in dem Lande, Glück und Heil zu allem Stande!" Die Kirchen waren überfüllt. Keiner wollte versäumen, Gott sein Dankopfer darzubringen. Alle lauschten voll Andacht den Predigten, die, wenn auch verschieden, doch sicher aus der gemeinsamen Bibelstelle: „Nun danket alle Gott, der große Dinge tut, an allen Enden. Er gebe uns ein fröhliches Herz und verleihe immerdar Frieden in unserer Zeit", sich aufbauten. Der Nachmittag sah die frohe Bürgerschar ans dem Markt, woselbst unter freiem Himmel eine Bühne errichtet war. Es wurde konzertiert und aus einem Theater gezeigt, was Krieg und Frieden bringen. Dazwischen wurden von der zuschauenden Menge immer wieder fromme Danklieder gesungen; denn „wes das Herz voll ist, des fließt der Mund über." Inzwischen war auch die Bürgerwehr mit ihren acht Fahnen ausmarschiert und hatte eine kreisförmige Stellung eingenommen. Sie gab aus ihren Musketen (Gewehren) unter Trommelwirbel und Trompetenfchall eine dreifache Freudensalve (Massenschuß); dazu wurden aus der Burg die Kanonen gelöst. Nach Beendigung des Festes zahlte der Rat allen Geistlichen und Lehrern in Stadt und Land eine Friedensgabe; auch jedes Kind erhielt einen für den Zweck des Festes geprägten Friedensgroschen. (Nach Joh. Hundorph.) 54. Folgen des Dreißigjährigen Krieges für das Erfurter Gebiet. Auch über das Erfurter Gebiet hat der Krieg unsägliches Elend gebracht. Verwüstung an Häusern: Von den 1887 Wohnhäusern, die vor dem Kriege in den mehr als 60 Dörfern des Erfurter Landes waren, standen nur noch 825. So gab es z. B. in Tiefthal von 15 Wohnstätten nur noch 9, und Daberstedt war ganz verschwunden.

4. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 258

1911 - Erfurt : Keyser
— 258 — Blumenthal und den Kriegsminister von Roon. Hervorgehoben und gekrönt werden die Ecken des Unterbaues von in Stein gearbeiteten, altertümlichen Rüstungen mit Helmen, deren reiche Federzierden breit auf Panzer und Gewaffen niederwallen. Auf den Mittelfeldern des Unterbaues sind die Inschriften zu lesen, deren eine schon am Anfang erwähnt worden ist. Die eigentlichen Widmungsworte stehen an der Nordseile und lauten: „Den gefallenen Offizieren und Mannschaften aus dem Bezirk der 15. Infanterie-brigade zum ehrenden Gedächtnis." Auf der Westseite liest man weiter: „1866. Podol, Münchengrätz, Königgrätz, Preßburg, Langensalza." Königgratz und Langensalza sind gar blutige Namen in Deutschlands Geschichte. Dort haben, wie so oft vor Zeilen, deutsche Brüder miteinander gekämpft. Gebe ein gütiges Geschick, daß das damals zum letztenmale geschehen sei, und daß Deutschlands Einigkeit, die mit Strömen deutschen Blutes auf den Schlachtgefilden Frankreichs erkämpft worden ist, nie mehr ins Wanken geraten oder gar in Trümmer gehen möge! Darum müssen wir vor allem die Inschrift der Ostseite beachten: „1870—71. Beaumont, Sedan, Paris, Epinay, Pfalzburg." Glanzvolle Namen, welche uns laut und dröhnend zurufen, jener ruhmvollen Tage für und für zu gedenken, da die geeinten deutschen Völker gegen den gemeinsamen Erbfeind mit altem Löwenmute und stürmischer Tapferkeit kämpften, und wo mitten im lobenden Kampfe das deutsche Kaiserreich wieder aufgerichtet wurde! Umgebung: Um die vier Kanonenrohre, welche man beim Kriegerdenkmal aufgestellt hat, blühen die Blumen jeden Frühling und Sommer aufs neue in lieblicher Farbenpracht; die Vög-lein in den Gezweigen der Bäume und Sträucher singen und zwitschern in lebensfrohen Weisen; sie singen wohl auch ein seines Lied zum Ruhme der braven deutschen Streiter, denen man die Denksäule im grünen Hirschgarten gewidmet hat. K. Lürtzing. 99. Das Kalferdenkmal. Wie so viele Städte des ersten Kaisers im jungen Deutschen Reiche gedacht haben, so hat auch unsere Vaterstadt dem weisen und gütigen Herrscher inmitten duftiger, bunter Blumenpracht, wie es sich für eine Blumenstadt gebührt, aus Erz und Granit-stein ein einfaches, doch würdiges Denkmal errichtet, das in seiner Schlichtheit zu dem anspruchslosen Wesen unseres frommen Heldenkaisers paßt. In schmuckloser Uniform, den Degen zur Linken, die rechte Hand auf den Schenkel gestützt, sitzt der Herrscher auf dem gemächlich ausschreitenden Rosse. Das Haupt ist etwas nach rechts gerichtet; gütig und milde blickt es dem Beschauer, der aus dem Stadtinnern kommt, entgegen. An dem mit Rundbogen und kurzstämmigen Säulen gezierten Unterbau aus rotem Granit ist we-

5. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 46

1911 - Erfurt : Keyser
Ii. Seidiidite Erfurts von 1000 bis 1500. a) Aus der Kriegsgeschichte Erfurts. In diesen fünf Jahrhunderten, in denen Erfurt zu höchster Blüte und Macht emporstieg, ist es in viele Kämpfe verwickelt ae-Wesen. Der Zehntenstreit: Der Zehnten st reit (feit 1069), der Kampf um die vom Erzbischof geforderte Abgabe des Zehnten vom Ertrage des Feldbaues und der Viehzucht, ließ die Kriegsflamme zuerst auflodern. Doch gelangte Erzbischof Siegfried I. nickt zum Ziele trotz seines Bündnisses mit Heinrich Iv. und trotz des Kirchenbannes, den er über Thüringen verhängte. Er mußte vor dem wilden Ansturm der Menge nach Heiligenstadt fliehen. — Nun aber wurde aus dem bisherigen Freund ein Gegner Heinrichs. Der Erzbischof wählte mit den übrigen dem König feindlich gesinnten Fürsten Rudolf von Schwaben zum Gegenkönig. Heinrich aber rächte sich durch Einlagerung seiner Mannen in das mainzische Erfurt und durch die Brandschatzung der Stadt. — Zu des Königs schlimmsten Feinden zählte damals Markgraf Eckbert auf Schloß Gleichen, der mit nach der deutschen Königskrone trachtete. Heinrich zog gegen ihn und belagerte seine Burg. Zugleich aber bedrängte er das wieder aufgebaute Erfurt. Nachdem er 19 Wochen vergeblich vor Schloß Gleichen gelegen hatte, wurde er am Weihnachtstage 1089 von den Eingeschlossenen und von dem zum Entsatz seiner Burg herbeigeeilten Markgrafen zugleich überfallen und in die Flucht geschlagen. Dabei soll Heinrich ausgerufen haben: „Thüringen ist ein schönes Land; aber seine Bewohner sind schlimme Gäste!" Auch Heinrich V. hatte noch gegen die Thüringer und sächsischen Großen zu kämpfen. Er weilte mehrmals in Erfurt, wohin er die Fürsten vergeblich zu einer Reichsverfammlung eingeladen hatte. — Zu seinen gefährlichsten Feinden gehörte Erzbischof Adalbert von Mainz.1) Er hatte, um die Mittel für seine Kriege aufzubringen, wieder die alte Zehntenforderung aufgestellt. Aber wie das erste Mal zwangen ihn die Thüringer, davon Abstand zu nehmen. Sie rückten 20 000 Mann stark nach Erfurt und wurden nur durch Adalberts persönlichen Mut und seine Erscheinung zum Abzug bewogen. Um aber in Zukunft geschützt zu sein, erbaute er auf dem Domhügel eine Burg, das Krummhaus (1123). Ihre ') Er war wohl der hervorragendste Deutsche seiner Zeit. Anfangs der Kanzler Heinrich V., wurde er später sein Feind. Erfurt erfreute sich seiner besonderen Fürsorge; er förderte Gartenbau und Mühlenbetrieb (niederländische Kolonisten) und gründete neben der von ihm neu belebten Schule des Domstifts (zu Skt. Marien) noch die zu Skt. Sever-

6. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 125

1911 - Erfurt : Keyser
— 125 - lich (f. Vor und nach der Jenaer Schlacht usw., Nr. 66), und Napoleon behielt nach dem Frieden von Tilsit Stadt und Land Erfurt als ein besonderes Gebiet, als „domaine reserve ä l’em-pereur“ für sich und legte sich zu seinen übrigen Titeln noch den eines „Fürsten von Erfurt" bei (f. Proklamation des Königs Friedrich Wilhelm Iii. usw., Nr. 67). 1808 sah Erfurt eine besonders erlauchte Gesellschaft in seinen Mauern. Kaiser Napoleon hielt in der Stadt einen Fürstenkongreß von nie gesehenem Glanze ab. Die Kaiser des Ostens und Westens befestigten in jenen Tagen (27. 9. bis 14. 10. 1808) den in Tilsit geschlossenen Bund und faßten den Plan über die „Teilung der Welt", nach welchem Alexander den Norden und Osten, Napoleon aber die Mitte und den Westen und Süden Europas erhalten sollte (s. Nr. 68a—e). Die Jahre der französischen Herrschaft waren für die Stadt eine ununterbrochene Reihe der schwersten Bedrückungen, hervorgerufen durch zahllose Einquartierungen und schlimme Erpressungen (f. Nr. 69 u. 72). Zwar sahen die Bürger außer der Fürstenversammlung noch andere glänzende Feste. Doch standen die pomphaften Feste des Geburtstages und der Siege des Kaisers in einem schreienden Gegensatz zu dem vollständigen Verfall von Handel und Gewerbe und zu dem täglich sich steigernden Elend der Bewohner (f. Nr. 70). So war der Zustand Erfurts beschaffen, als Napoleon den Feldzug gegen Rußland begann, der feinem gewaltigen Heere den Untergang brachte (f. Nr. 71). Nach jenem Gottesgericht regte sich auch in den Erfurtern die Hoffnung aus baldige Befreiung vom französischen Joche; doch steigerten sich fürs erste noch ihre Mühsale. So mußten sie im Sommer 1813 bei der stärkeren Befestigung der Stadt tüchtig mit Hand anlegen und für die Besatzungstruppen den nötigen Proviant besorgen, eine Aufgabe, deren Erfüllung durch die fortwährenden Nachforderungen fast unmöglich gemacht wurde (f. Nr. 73 u. 74). Endlich wurde in Leipzigs Ebenen die große Schlacht geschlagen, die Deutschland von der Fremdherrschaft befreite, und die Erfurter sahen am 20. Oktober und in den folgenden Tagen das vorher so stolze und siegprnnkende Heer aus dem blutigen Kampfe in furchtbarster Zerrüttung zurückeilen. Nur die persönliche Anwesenheit Napoleons in Erfurts Mauern verhütete es, daß die Stadt ein Opfer der Plünderung und Zerstörung wurde (s. Nr. 75). Kaum hatte sich der Kaiser mit den hier gesammelten Truppen entsernt, als das preußische Heer vor der Stadt erschien und sie einschloß. Am 6. November beschossen die Batterien der Verbündeten von der Schwedenschanze aus die Stadt, wodurch ein beträchtlicher Schade angerichtet wurde. Ueber 120 Gebäude, darunter auch das prächtige Peterskloster, wurden ein Raub der Flammen (s. Nr. 76 u. 77). Bald daraus wurde die Stadt von den Franzosen aufge- geben. Der französische Statthalter, General d'alton, hielt es

7. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 126

1911 - Erfurt : Keyser
— 126 — bei der schwachen Besatzung für geratener, die Verteidigung aus den Petersberg zu beschränken. Doch wurde der Domhügel zur Festung gezogen und mit Schanzpfählen umgeben. Die beiden herrlichen Kirchen benutzte man zu Pferdeställen und fügte ihnen dadurch im Innern großen Schaden zu. — In dieser Zeit kam König Friedrich Wilhelm Iii. mit den Königlichen Prinzen auf seiner Reise zur Armee nach Frankreich durch Möbisburg und wohnte im Heinernannschen Hause. Die Uebergabe der Stadt selbst sand am 6. Januar 1814 statt; die Zitadellen mit Einschluß des Domhügels und des Brühler- und Andreastores blieben aber noch im Besitze der Franzosen. Die letzten Franzosen aber verließen erst am 16. Mai 1814 die Stadt (s. Nr. 78). Erfurt abermals preußisch: Eine der ersten und not- wendigsten Ausgaben der Bürger nach der Uebergabe der Stadt war die Einrichtung von Lazaretten für die erkrankten preußischen Soldaten, die in ihren bisherigen Quartieren nur wenig Pflege gefunden hatten. Aber nicht nur durch Samariterdienste zeigten sich die Erfurter würdig, dem preußischen Staate anzugehören, sondern auch durch die Teilnahme an dem weiteren Kriegszuge gegen Napoleon. Kaum war die erneute Besitznahme der Stadt durch die Preußen erfolgt, als Freiwillige in großer Zahl zu den Fahnen eilten und Landwehr und Landsturm nach preußischem Muster sich bildeten. Am 4. März 1814 wurden die freiwilligen Jäger in der Kaufmannskirche eingesegnet und am 12. März marschierten sie nach Frankreich ab (f. Nr. 79). Sobald der erste Pariser Friede geschlossen war, zogen die Heere der Verbündeten in die Heimat zurück, und die Bürger konnten ihren geliebten König aus der Rückkehr nach seiner Hauptstadt in Erfurts Mauern begrüßen. Auch seinen Geburtstag und den ersten Gedächtnistag der Leipziger Völkerschlacht feierten sie in erhöhter Freude (s. Nr. 80). Noch waren aber die Verhandlungen des Wiener Kongresses (1814—15) nicht zu Ende, als der Krieg mit Napoleon von neuem ausbrach und abermals Opfer zur Rettung des Vaterlandes verlangte. Diesmal war die Teilnahme am Kampfe für die Erfurter Landwehr und die freiwilligen Jäger weit ehrenvoller. Sie kämpften mit in der heißen Schlacht bei Belle-Allianee und gewannen Anteil an dem Ruhme jenes Tages. Bald darauf endete der zweite Pariser Friede den Feldzug mit Frankreich. Durch den Wiener Kongreß, der mit der Unterzeichnung der Bundesakte am 8. Juni 1815 zu Ende ging, erhielt Preußen die größere Hälfte des Königreiches Sachsen (Merseburg, Gefell, den Thüringer Kreis und Henneberg). Es bildete daraus mit den schon früher preußisch gewesenen oder gewordenen Gebieten im Nieder- und O bersächsischen Kreis (Magdeburg, Grafschaft Hohenstein, Mühlhausen, Eichsfeld, Stadt und Gebiet Erfurt) die Pro-

8. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 50

1911 - Erfurt : Keyser
— 50 - beten barauf beschränken, Erfnrt ansznhnngern. Doch die Stadt war gut versorgt und hatte nichts zu fürchten. Bald aber trat im Belagerungsheere Mangel ein. Der Kaiser, der schon lange des Krieges mübe war, vermittelte barmn einen Waffenstillstanb (f. Ausenthalt Karls Iv. in (Erfurt, Nr. 28). — Später versuchte Ludwig noch einmal, sich mit Erfurt zu messen, boch vergebens. Die Fehbe enbete mit dem Siege Erfurts (1399). Der sächsische Bruderkrieg: Der letzte große Krieg, in welchen Erfurt hineingezogen würde, war der sächsische B r u b e r- krieg. Nach dem Tode des Lanbgrafen von Thüringen, Friebrichs des Friebfertigen, war bessert Laub an Meißen zurückgefallen. Hier regierten gemeinschaftlich die Brüber Friedrich der Sanftmütige und Wilhelm der Tapfere. Im Jahre 1445 aber teilten sie ihren Besitz. Friedrich bekam Meißen, einen Teil des Öfter-lanbes und die Kurwürbe, Wilhelm erhielt bcn andern Teil des Osterlanbes, Thüringen und Franken. Ein sofort ausgebrochener Streit würde durch bcn Austausch einiger Stabte beigelegt. Da sich Wilhelm aber immer noch übervorteilt glaubte, brach der Erb-sireit von neuem aus. Er würde fünf Jahre lang mit einer Grausamkeit geführt, die an die schlimmsten Zeiten des Mittel- alters erinnert. Erfurt, anfangs unbeteiligt, begünstigte später den Kurfürsten. — Nachbem man des Krieges mübe war, kam enblich (1451) der Fricbe zwischen den feinblichen Brübern zustanbe. Durch ihn würden auch die beiben üblen Ratgeber des Herzogs Wilhelm, Apel und Benno Viztum, zwei in Thüringen ansässige Ritter, un-schäblich gemacht. Da sie jeboch nach dem Frieden ihre Gewalttaten fortsetzten, würden ihre Burgen mit Hilse der Erfurter Bürger zerstört (s. Einnahme der Wachsenburg, Nr. 29). Apel soll sich später (1472) baburch an Erfurt gerächt haben, daß er die Stadt durch Branbstister an mehreren Stellen zugleich anzünben ließ. Des Viztums Spießgesellen, barunter ein Mönch namens Dietrich Becker, würden gefaßt und am Rabenfteine vor der Stadt (Eingang von I. C. Schmibts Gärtnerei, Leipzigerstraße) verbrannt. b) machtvolle Entwicklung Erfurts. Anfänglicher Zustand: Nachbem wir einen kurzen Blick auf die reiche Kriegsgeschichte der Stadt geworfen Haben, wollen wir noch ihre Entwicklung innerhalb des gleichen Zeitabschnittes kennen lernen. Schon ums Jahr 1000 war Erfurt der bebeutenbste Ort Thüringens. Vor 200 Jahren war es durch Karl den Großen mit dem Stapelrecht ausgestattet und feit 100 Jahren durch Heinrich I. zur Burg erhoben worben. Mit anberen Ortschaften, wie Ilversgehofen, Hochheim, Binbersleben, Daberstebt, Melchenbors, Neufeß am roten Berge und dem Brühl, War Erfurt bisher von einem königlichen Wirtfchaftsbeamten, einem Meier, der in der Pfalz auf

9. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 75

1902 - Karlsruhe : Lang
75 -— Luther war, unterstützt von seinem Freunde Philipp Melanch-t£)on, für die Ausbreitung und Befestigung des von ihm gestifteten Kirchenwesens tätig bis zu seinem Tode, der am 22. Februar 1546 erfolgte. Xviii. Kart der Künste. 1. Die ersten Zeiten seiner Regierung. Nach dem Tode Kaiser Maximilians 1. wurde 1519 dessen Enkel Karl, König von Spanien*), zum deutschen Kaiser gewählt. Karl war der mächtigste Fürst der damaligen Zeit; man sagte mit Recht, in seinen Ländern gehe die Sonne nie unter. Er besaß als Erbe seines Vaters Holland, Belgien und die Freigrasschast Burgund, als Erbe seiner Mutter das Königreich Spanien, Neapel, Sizilien und die spanischen Kolonien in Amerika und gemeinsam mit seinem Bruder Ferdinand die österreichischen Lande in Deutschland. Karl V. trat die Regierung in einer gar schweren Zeit an. Die deutschen Reichs-" fürsten hatten keinen Sinn für die Größe des gemeinsamen Vaterlandes, sondern strebten nach völliger Unabhängigkeit vom Kaiser und nach unbeschränkter Macht in ihren Ländern. Gegen die Fürsten waren die niederen Adeligen, die Reichsritter, verbunden; an ihrer Spitze standen Franz von Sickingen und Ulrich von Hutten. Diese Karl v. gingen daraus ans, die alte Verfassung des Reiches umzustürzen; die Fürsten sollten ge- demütigt und dem Kaiser wieder unterworfen, die geistlichen *) Maximilian war mit Maria, der Tochter des Herzogs Karl des Kühnen von Burgund, vermählt. Sein Sohn, Philipp der gehörte, besaß als Muttererbe die Niederlande und die bnrgnndische Freigrafschaft und heiratete Johanna, die Tochter Ferdinands des Katholischen von Spanien. Philipps und Johannas Söhne waren die deutschen Kaiser Karl V. und Ferdinand I. /

10. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 84

1902 - Karlsruhe : Lang
— 84 die der Krieg von neuem entflammt wurde. Er erlieft das wgenannte Restitutionsedikt, eine Verordnung, die bestimmte r? s, Flrchengüter. die von protestantischen Reichsständen eit dem Paffauer Vertrage widerrechtlich, d. H. qeqen die Be-thmmungen des Paffauer Vertrages und des Augsburger Re-ligionsfriedens, eingezogen worden waren, der katholischen Kirche zuruckgegeben werden müßten. Die^ Anregung zur Erlassung, f i gmg von dem französischen Minister Kar- dinal Richelieu ans. Er wollte Frankreich zur ersten Macht Europas erheben, und da war ihm eine starke, auf ein einiges Deutschland gestützte Kaisergewalt im Wege. Darum trieb er insgeheim dte Mitglieder der Liga an, den Kaiser zum Erlaß des Ediktes zu drangen. Er durfte sicher sein, daß dadurch der -I V Zwilchen den katholischen und den protestantischen standen in Deutschland wieder beginne. Bisher hatten die mächtigsten protestantischen Fürsten, wie der Kurfürst von schien, aut der Seite des Kaisers gestanden, oder wie der Kurfürst von Brandenburg, am Kriege keinen Teil genommen, -Lunt) das Restitutionsedikt waren sie mit großen Verlusten bedroht; darum war es wahrscheinlich, daß sie die Waffen gegen den Kaiser ergreifen würden. Wallensteins Entlassung. Walleustein hatte sich durch Die Erpressungen und Mißhandlungen, die seine Truppen in Jcorddeutfchland verübt hatten, bei den deutschen Fürsten verhaßt gemacht, darum stellte Maximilian von Bayern in einer Kur-fürsteiiversammlung an den Kaiser das Ansinnen, Walleustein zu entlasten und dessen Heer zu verabschieden, und bedrohte den Kay er mit Krieg für den Fall, daß er sich weigern sollte. Ferdinand 11. gab nach; Wallenstein erhielt den Abschied, seine truppen liefen auseinander, und der Kaiser hatte kein fteer mehr m Deutschland. Xer schwedische Krieg. Im Jahre 1630 am Johannistage landete der König Gustav Adols von Schweden mit einem nicht großen, aber wohlgerüsteten Heere, ohne vorher dem Kaiser den Krieg erklärt zu haben, an der Insel Ilsedom. Die kaiserlichen Besatzungen in Mecklenburg, Pommern, Brandenburg wurden bis zu Jsnde des Jahres verjagt. Die Reichsstadt ..cagdeburg schloß ein Bündnis mit dem Schwedenkönige. Die Kurfürsten von Brandenburg und Sachsen dagegen waren nicht geneigt, sich mit Gustav Adols zu verbinden.' Im Mai 1631 wurde Magdeburg von Tilly belagert, erstürmt und ging in Flammen auf. Bald darauf wurde Tilly bei Breitenfeld, unweit Leipzig, von Gustav Adolf besiegt. Gustav Adolf eroberte hieraus Mitteldeutschland bis zum Rhein und im folgenden Jahre Schwaben und Bayern, nachdem er Tilly bei
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TM Hauptwörter (200)200

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